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Große Werkschau des Markdorfer Malers zeigt Arbeiten von bemalter Keramik bis zum Großformat.
(von Jörg Büsche, 19.4. 2017 Südkurier)

Dass der Landrat den runden Geburtstag mit im Blick hatte, ist eher unwahrscheinlich. Viel wichtiger als Harald Häusers 60. in diesem Jahr scheint anderes. Seine Bilder – und die hat Heiko Schmid, Landrat des Kreises Biberach, sehr genau betrachtet als er im vergangenen Sommer bei der "Experimentellen 2016" auf Schloss Randegg die dort ausgestellten Arbeiten von Harald Häuser sah. Schmid war angetan von den Bildern. So sehr angetan, dass er den Maler einlud, seine Werke im Neuen Kloster von Bad Schussenried zu präsentieren. Zustande kam ein Überblick über immerhin 23 Jahre künstlerischen Schaffens.
Die frühesten Arbeiten sind von 1994, mithin zwei Jahrzehnte nach Häusers malerischem Aufbruch entstanden. In acht Sälen des barocken Klostergebäudes stellt Haralds Häuser rund 50 Werke aus. Größtenteils großformatige Gemälde, aber auch kleinere Bilder und Beispiele für die bemalten Keramikarbeiten des 1957 in Marburg geborenen Künstlers. Die weitläufigen Räumlichkeiten im Neuen Kloster bieten die Gelegenheit, die Entwicklungslinien von Harald Häusers Arbeit zu verfolgen, sowie die Kontinuitäten, die durchaus beibehaltenen Positionen, in einem größeren Kontext zu betrachten. Wodurch schließlich, auch dank des Biberacher Landrats, das Publikum ein Geschenk bekommen hat – zu Häusers 60. Geburtstag.

Bei der Vernissage sprach Andrea Dreher die einführenden Worte. Ein Bild in der Bad Schussenrieder Ausstellung hatte es der Kunsthistorikerin aus Ravensburg besonders angetan: "Die Geburt der Venus". Mit seinem gleichnamigen Bild spielt Harald Häuser auf die berühmte Allegorie von Sandro Botticelli an, die die Göttin der Liebe auf einer Muschel stehen lässt. Doch ist auf Häusers Geburtsbild keine nackte Schöne zu sehen. Das allegorische Moment, die Personifikation eines Begriffs, fehlt somit. Etwas anderes fällt ins Auge. Auf Häusers "Geburt der Venus", aber auch auf weiteren Geburtsbildern – etwa seinen "Geburten der Sprache". Die Rede ist von jenen Schriftzeichen, die mal an chinesische Grapheme, mal an arabische Schrift erinnern, mal zu figuralen Motiven gerinnen – ohne dabei endgültig greifbar zu werden.
Seit Jahren schon tauchen diese zeichenhaften Spuren immer wieder auf Häusers Leinwänden auf, auf seinen Keramikarbeiten, in seinen Buchillustrationen. Kein Zufall, schließlich hat der Künstler, bevor er Malerei studierte, sich mit sprachwissenschaftlichen Fragen befasst. Und offenbar beschäftigt ihn immer noch, was Sprachzeichen sinnenfällig machen? Ob das Denken mehr durch die akustische oder die sinnliche Vorstellung geprägt wird. Indem seine gemalten Chiffren zwischen beidem vermitteln, führen sie eher zu weiteren Fragen. Gleichzeitig aber geben sie auch eine Ahnung von größeren Zusammenhängen.
Kein schlechter Anhaltspunkt übrigens. Außerdem eine erste vage Orientierung, die stark an das erinnert, was die barocke Kunst einst geleistet hat. In einer Zeit großer Neuerungen, größter Unübersichtlichkeit verwiesen die barocken Maler und Baumeister auf das Wechselspiel von Detail und Ganzem. Sie schufen lesbare Kontexte für ihre Zeitgenossen. Damals schien die Engführung der auseinanderstrebenden Wissensbestände noch möglich – zum Beispiel durch allegorische Bilder. Solchen Anspruch hegen Harald Häusers Bilder sicherlich nicht mehr. Aber durch ihr Andeuten halten sie vor Augen, dass der freiwillige Verzicht auf Zusammenhänge kein ratsamer Weg ist. Überdies schenken sie Hoffnung. Was sie so positiv wirken lässt.



„Natur und Symbolik im Einklang“ Artikel in der Schwäbische Zeitung
von Katrin Bölstler 23.3.2017

Bewusst trägt die Ausstellung keinen Titel. „Ich habe aus meinen Werken jene ausgesucht, die gut zu einem barocken Kloster passen“, erklärt Häuser wenige Tage vor der Eröffnung. Die Tiefenwirkung des Farbraums erinnere an die Deckenmalerei im Barock.

Kraftvoll und farbstark sind die ausgestellten Bilder, die meisten davon großflächig. Die Größe soll dem Betrachter ermöglichen, noch besser und intuitiver in das Bild, in den Tiefenraum einzutauchen. Ähnlich wie bei einer weiten Landschaft, werden dem betrachtenden Auge keine engen Grenzen gesetzt. Ausgestellt sind im Kloster Bad Schussenried sowohl neue als auch ältere Werke. An manchen, wie etwa dem Bild „Die keimende Idee des Lichts“ hat der Künstler jahrzehntelang immer wieder gearbeitet. „1996 habe ich mit diesem Bild begonnen, es damals jedoch nicht ausgestellt, weil einfach noch etwas fehlte“, erklärt er. „Ich habe es dann fast 20 Jahre zur Seite gelegt, um es dann 2016 fertigzustellen.“

Das Malen ist für Häuser ein Prozess, der viel mit Intuition und Bauchgefühl zu tun hat. Er will dem Betrachter auch keine Botschaft vorgeben, jeder soll das Bild für sich selbst erleben und interpretieren. Das Spiel mit der Tiefe, mit dem Horizont ist jedoch in einigen Werken erkennbar. Lebhafte Farben, die im Zusammenspiel mehrere Ebenen schaffen, sind in allen Schaffensepochen des Künstlers zu finden. Stark geprägt haben ihn seinen vielen Reisen, vor allem jene nach Indien, erzählt er. Dort habe er sich erstmals mit der tieferen Bedeutung verschiedener Schriftzeichen auseinandergesetzt, die nun in vielen Werken zu finden sind. „Der Tiefenraum entspricht unseren natürlichen Sehgewohnheiten, die Zeichen wiederum sind etwas Geistiges“, erläutert er die Gegensätzlichkeit. „Entscheidend für mich ist, eine Balance zwischen diesen beiden Polen, Natur und Symbolik, herzustellen, sie in Einklang zu bringen“, beschreibt er seine Arbeit.

Neben den Bildern sind in dieser Ausstellung auch einige Keramiken zu sehen, die Häuser überwiegend in Portugal hergestellt hat. Seine Frau und Assistentin Gudrun beschreibt den Künstler als ruhelosen Geist, an keinem Ort halte es ihn länger als ein paar Wochen. Seine Werke sind daher auf unterschiedlichen Kontinenten entstanden. Einige der Bilder, wie etwa das im Treppenaufgang, stammen aus seinem Atelier in Savannah/Georgia. Die Keramiken werden in Mafra, einem Ort nördlich von Lissabon gedreht und in eine Fayence-Werkstatt an der Algarve transportiert. Dort schaut der Künstler regelmäßig vorbei und sucht instinktiv neue Formen aus. Die Keramiken, oft Balustraden-Vasen, werden mit einer Zinnglasur überzogen und direkt danach vom Künstler bearbeitet. „Es ist eine ganz andere Art des Arbeitens, ich muss präzise und genau in diesem Moment arbeiten, das erfordert eine hohe Konzentration, da keine Fehler möglich sind.“, erklärt Häuser. Direkt danach wird das Kunstwerk erneut gebrannt und wird so unveränderlich.


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